Das Projekt: Teilvorhaben
Der Forschungszusammenhang KIMeGe umfasst mehrere Teile und Ebenen, die systematisch aufeinander bezogen sind, um ein umfassendes Bild der Potenziale und Risiken von KI im Mensch-Technik-Verhältnis zu zeichnen:
- Eine qualitative Expert:innen-Befragung und ein quantitatives Survey zu Fragen der gesellschaftlichen Relevanz, Entwicklung und Einbettung von KI.
- Zwei empirische Fallstudien zur Einbettung von embodied und non-embodied KI in die konkrete Praxis von Arbeit.
- Neun wissenschaftliche Expertisen, die aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven ein realistisches Bild der gesellschaftlichen Wirkungen, Einbettungsmöglichkeiten und Folgen des Einsatzes von KI entwerfen. Zusätzlich bearbeitet ein Expert:innenkreis vier querliegende Themen in engem Bezug zu den Expertisen.
Auf diese Weise wird ein inhaltlich und methodisch ganzheitlicher Ansatz umgesetzt, bei dem sich die wissenschaftlichen Expertisen und die empirischen Fallstudien komplementär ergänzen: Die wissenschaftlichen Expertisen argumentieren von der gesellschaftlichen Ebene aus, die empirischen Fallstudien von der konkreten Praxis des Mensch-Technik-Verhältnisses. Mit diesem komplementären Mix aus einem „Top down-“ und einem „Bottom up“-Zugang werden alle relevanten Ebenen des KI-getriebenen Wandels der Gesellschaft systematisch erfasst.
Während die wissenschaftlichen Expertisen das Thema „KI, Mensch, Gesellschaft“ breit und umfassend abdecken und an zentralen Punkten in die Tiefe gehen, entwickeln die beiden empirischen Fallstudien einen empirisch gehaltvollen praxisorientierten Zugang. Die qualitativen Expert:innen-Interviews und die quantitative Umfrage unterfüttern und ergänzen die Fragestellungen des Projekts. Alle drei Projektstränge stehen in einem engen Austausch und bilden einen gemeinsamen Forschungszusammenhang. Der Expert:innenkreis, bestehend aus vier Personen, bearbeitet zusätzlich vier querliegende Themen, um die Inhalte und Erkenntnisse aus den Expertisen in Verbindung zu bringen, zu vertiefen und Zusammenhänge zu generieren.
Quantitative Studie
Um die Beantwortung der Projektfragen zu unterstützen, wird eine quantitative Studie die Teilvorhaben begleiten. Sie soll Einblicke in die Herausforderungen und Folgen der KI–Entwicklung und –Anwendung in gesellschaftlichen Teilbereichen und Themenfeldern (Ökonomie, Politik und politische Teilhabe, soziale Ungleichheit und Integration, Kultur, Bildung und Erziehung, etc.) geben. Zur Quantitativen Studie …
Qualitative Befragung
Die qualitative Befragung umfasst leitfadengestützte Interviews mit ca. zwanzig Expert:innen auf dem Gebiet der KI-Entwicklung und -Anwendung und anderen, mit KI befassten gesellschaftlichen Feldern (u.a. Politik, Ökonomie, Technikentwicklung und Technikfolgenabschätzung, Robotik, Ethik und Philosophie, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften). Das Ziel besteht auch hier darin, ein realistisches Bild der Chancen, Möglichkeiten und Risiken von KI für das gesellschaftliche Zusammenleben zu zeichnen. Die inhaltlichen Schwerpunkte sind so ausgerichtet, dass sie die empirischen Fallstudien und Expertisen ergänzen. Sie umfassen Fragen nach der menschenzentrierten Anwendung und Gestaltung von KI, den Chancen und Risiken von KI für die gesellschaftliche Ordnung und das gesellschaftliche Zusammenleben, möglichen und wahrscheinlichen Szenarien der KI-Entwicklung und der institutionellen Regulierung und Einbettung von KI.
Fallstudien
Um die Veränderung des Zusammenwirkens von Mensch und Technologie durch KI und die Folgewirkungen für die Gesellschaft verstehen und gestalten zu können, ist es erforderlich, in die Tiefe der Anwendungspraxis einzusteigen. Erst in der Praxis zeigen sich die Veränderungs- und Anpassungsdynamiken rund um KI in ihrer vollen Komplexität und mit den entsprechenden Wechselwirkungen. Der Fokus der Fallstudien liegt auf dem Einsatz von KI in der qualifizierten Wissensarbeit. Das Ziel besteht darin, Praktiken im Umgang mit KI zu identifizieren, sie mit Blick auf institutionalisierte Strukturen zu analysieren und auf diese Weise auf gesellschaftliche Dynamiken, Handlungsbedarfe und Gestaltungsoptionen zu schließen.
Dies geschieht in zwei Feldern: KI in der Medizin (roboterassistierte Chirurgie und KI-gestützte Bildanalyse) und KI in der Sachbearbeitung (KI-basierte Assistenz- und Wissensmanagementsysteme). Leitend für die Auswahl der beiden Fälle ist neben dem Grad des Embodiments der KI und der Form der Arbeitsteilung zwischen Mensch und KI, dass sie trotz ihrer Begrenztheit ein breites Spektrum hinsichtlich der Wissensintensität der Arbeit, der Beanspruchung von Subjektivität und Körperlichkeit und der Reichweite der informationstechnischen Automatisierung abdecken. Auf diese Weise kann sich der Frage nach dem Zusammenspiel von Mensch und KI und seinen Folgen möglichst umfassend aus einer ganzheitlichen Perspektive genähert werden.
Expertisen
Das Projekt KIMeGe wird durch Expertisen zu gesellschaftlich relevanten Fragestellungen der Anwendung und Entwicklung von KI unterstützt. Die Expertisen sind fünf thematischen Schwerpunkten zugeordnet, die auf zentrale Herausforderungen und offene Fragen der gesellschaftlichen Chancen, Wirkungen und Einbettungsmöglichkeiten von KI verweisen. Diese fünf Schwerpunkte sind:
KI-Atlas
Der im Projektverlauf entstehende KI-Atlas dient als Wissensbasis und Reflexionsinstrument zur ganzheitlichen Beurteilung und Bewertung der gesellschaftlichen Folgen und Wirkungen von KI. Dies umfasst die Gestaltung und Anwendung zukunftsträchtiger KI-Technologien in der Gesellschaft gleichermaßen. Der KI-Atlas informiert auf der Grundlage realistischer, sozialwissenschaftlich fundierter Einschätzungen über Folgen und Formen neuartiger KI-Technologien und richtet sich an Entscheidungsträger:innen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sowie die interessierte Öffentlichkeit.
Ein besonderes wissenschaftliches Arbeitsziel ist die Erzeugung von Erkenntnissen, die eine realistische und empirisch gesättigte, d.h. multiperspektivische und praxisbezogene Sicht auf KI ermöglichen. Im Mittelpunkt stehen daher dezidiert nicht utopische oder dystopische Prognosen und Zukunftsbilder von KI, wie sie insbesondere im Feld des Post- und Transhumanismus zu finden sind, sondern gehaltvolle und belastbare Erkenntnisse zu realistischen Entwicklungs- und Anwendungsmöglichkeiten zukunftsträchtiger KI. Auf diese Weise bietet er Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit Orientierung in gesellschaftsbezogenen KI-Fragen und liefert fundiertes sozialwissenschaftliches Wissen für KI-bezogene Entscheidungs- und Reflexionsprozesse.
Der KI-Atlas besteht aus den folgenden Teilen, die sich aus den verschiedenen Projektsträngen speisen:
- Zusammengefasste Ergebnisse der Expertisen zu zentralen Fragen rund um den Einsatz und die Folgen von KI in der Gesellschaft
- Realistische Anwendungen, Wirkungen und Szenarien von KI mit Blick auf Individuum und Organisation
- Zusammengefasste Ergebnisse der partizipativ angelegten qualitativen und quantitativen Befragungen von Expert:innen und Bürger:innen rund um die Wahrnehmung, Entwicklung, Anwendung und Einbettung von KI
- Ein mehrdimensionales Bewertungs- und Reflexionsinstrument für die Anwendung, Entwicklung und Einbettung von KI in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen und Ebenen
- Ein empirisch fundiertes Thesenpapier zu einem ganzheitlichen Verständnis von KI, Mensch und Gesellschaft
Damit bietet der KI-Atlas eine umfassende Zusammenschau der Erkenntnisse des Forschungsprojekts und liefert Ansatzpunkte für zukünftige Fragen, Herausforderungen und Perspektiven.