Fachkonferenz „KI-Mensch-Gesellschaft“ (KIMeGe) am 14. und 15. November in München

 

Am 14. und 15. November 2022 fand die zweitägige Fachkonferenz „Künstliche Intelligenz, Mensch und Gesellschaft: Zu den sozialen Implikationen von KI“ im Kardinal Wendel Haus in München statt. Der Projektverbund „KI, Mensch, Gesellschaft: Den Wandel des Mensch-Technik-Verhältnisses durch Künstliche Intelligenz ganzheitlich verstehen und bewerten“ (KIMeGe) (www.kimege.de) präsentierte in abwechslungsreichen Formaten (Plenardiskussionen, Vorträge, Videostatements und Gespräche an Posterständen) seine Ergebnisse. Die Keynotes an beiden Tagen wurden am Montag von Dr. Janina Loh („Zwischen Perfektionierung und Überwindung: Überlegungen zu Mensch und KI im Trans- und Posthumanismus“) und am Dienstag von Prof. Dr. Werner Rammert (“Soziologische Zugänge zur Künstlichen Intelligenz: einige Einsichten im Rückblick für die zukünftige Forschung”) gehalten. Die über 60 Teilnehmer:innen vor Ort erlebten spannende Diskussionen und vielfältige interaktive Formate, bei denen Mitdiskutieren gefragt waren. Die Präsenzveranstaltung ermöglichte viele Gelegenheiten zum persönlichen Austausch. Nicht nur für die Veranstalter Dr. Michael Heinlein und Dr. Norbert Huchler (beide ISF München) sondern auch für die Gäste ist dieses Konzept voll aufgegangen. Regina Wittal (ISF München) führte moderierend durch die Tagung. 

Über Video zugeschaltet waren Dr. Christoph March und Dr. Johannes Mohr (beide Referat „Künstliche Intelligenz“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)) sowie Frau Dr. Ulrike Völlinger als Vertreterin des Projektträgers Deutsches Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR). Herr Dr. Mohr führte in die Veranstaltung mit einem Grußwort ein und hob die Bedeutung geistes- und sozialwissenschaftlicher Perspektiven für die KI-Forschung, wie sie im KIMeGe-Verbund gebündelt wurden, hervor. 

In verschiedenen Vortrags- und Diskussionsformaten präsentierten die über 25 Beteiligten aus dem Projektverbund ihre Forschungsergebnisse und Überlegungen zu gesellschaftlich relevanten Aspekten von Künstlicher Intelligenz. Ein erstes Highlight stellte die Podiumsdiskussion am Montagvormittag zum Thema „KI und Arbeitswelt“ dar. Entlang von Kurzimpulsen diskutierten Prof. Dr. Lars Adolph (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA)), Dr. Florian Butollo (Weizenbaum Institut für die vernetzte Gesellschaft), Detlef Gerst (IG Metall), Florian Lehmer (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)), Dr. Norbert Huchler (ISF München) und Welf Schröter (Forum soziale Technikgestaltung) zu Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten von KI in Unternehmen und am Arbeitsplatz. Dabei wurde die Perspektive der Beschäftigten in den Vordergrund gerückt.

Der Nachmittag des ersten Konferenztags stand mit der ersten Plenarveranstaltung im Zeichen der Dynamiken von KI und der mit KI verbundenen Herausforderungen für gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse. Prof. Dr. Karsten Weber (OTH Regensburg) zeigte mit seinem Videostatement die Möglichkeiten und Grenzen einer Normierung von KI auf und widmete sich zudem den normierenden Folgen von KI. Prof. Dr. Hartmut Hirsch-Kreinsen (TU Dortmund – Sozialforschungsstelle) arbeitete den spezifischen Innovationsmodus von KI heraus. Im Zentrum standen dabei die gesellschaftlichen Bestimmungsfaktoren und Mechanismen der wechselhaften Dynamik von KI. Wiederum per Video wurde das Statement von Dr. Heike Raab eingespielt, die die Zusammenhänge von KI und sozialer Ungleichheit, insbesondere Aspekte von Gender und Diversity beleuchtete. Der abschließende Vortrag dieses Plenums kam von Prof. Dr. Peter Imbusch und Dr. Joris Steg (beide Universität Wuppertal), die die neuen, mit KI einhergehenden Macht- und Herrschaftsformen beleuchteten.
Dr. Janina Loh (Stabsstelle Ethik – Stiftung Liebenau) führte mit der Keynote „Zwischen Perfektionierung und Überwindung: Überlegungen zu Mensch und KI im Trans- und Posthumanismus“ in zukunftsbezogene Überlegungen ein, die im Anschluss in einer Podiums- und Publikumsdiskussion gemeinsam mit Dr. Loh intensiv diskutiert wurden. Der erste Konferenztag schloss mit einem gemeinsamen Abendessen aller Anwesenden, bei dem die Diskussionsfäden des Tages angeregt aufgegriffen wurden.

Der zweite Konferenztag wurde mit einer Keynote von Prof. Dr. Werner Rammert eröffnet. In seinem Vortrag ließ er die mehr als 30-jährige Geschichte der sozialwissenschaftlichen Forschung zu KI Revue passieren und entwickelte Thesen zur Zukunft von KI.

Anschließend setzten sich Prof. Dr. Stefan Selke (Hochschule Furtwangen) und Prof. Dr. Arne Manzeschke (Evangelische Hochschule Nürnberg) aus dem KIMeGe-Verbund in einem interaktiven Format mit den Menschen- und Technikbildern sowie den vorherrschenden Narrativen, die KI als gesellschaftliche Verheißung umgeben, auseinander. Die abschließende Plenarveranstaltung griff die Aspekte gesellschaftlicher Risiken und Gefahren von KI auf. Peter Kahlert (Europauniversität Viadrina) gab Antworten auf die Frage nach (sozialwissenschaftlichen) Forschungsmethoden für und durch KI. PD Dr. Reinhard Kreissl und Roger von Laufenberg, Ph.D. (beide VICESSE, Wien) hinterfragten die Künstlichkeit und Intelligenz der KI und umrissen die vielfältigen Risikofaktoren der KI. Den unterschiedlichen geistes- und sozialwissenschaftlichen Akteuren im KI-Diskurs widmete sich Dr. Karin Hutflötz (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt) aus philosophischer Sicht. Dr. Valentin Rauer (Türkisch-Deutsche Universität Istanbul) skizzierte abschließend die Herausforderungen von KI für handlungstheoretische Positionen unter dem Begriff der Transformaktion.

Dr. Michael Heinlein und Dr. Norbert Huchler fassten als Projektleiter von KIMeGe die Erkenntnisse der Tagung zusammen und machten deutlich, dass die geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung zum Thema KI damit keinesfalls abgeschlossen ist. Das Projekt KIMeGe kann vielmehr als Startpunkt gesehen werden für eine breit angelegte und zugleich vertiefte Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Möglichkeiten, aber auch Grenzen, die diese Technologie bietet. Wünschenswert wäre, so die beiden Projektleiter, eine längerfristige Begleitung der KI-Entwicklung im Sinne eines sozialwissenschaftlichen Monitorings, etwa in Form einer Beobachtungsstelle zu den sozialen Implikationen von KI.

Die Präsenzveranstaltung war bewusst gerahmt durch viele Gelegenheiten zum Austausch. So konnten die Teilnehmer:innen in einer Posterausstellung mit dem Konsortium über die im Projekt bearbeiteten Themen ins Gespräch kommen. Die ausgestellten Poster finden Sie hier. Das Programm der Veranstaltung können Sie hier einsehen. Außerdem stehen hier Kurzartikel zu den verschiedenen Themenschwerpunkten des Projekts KIMeGe auf der Projekthomepage zur Verfügung.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim BMBF, beim DLR-PT und bei allen Beteiligten und Teilnehmenden für das Interesse am Projekt KIMeGe und die spannende und erfolgreiche Fachkonferenz!